Bezirk Aue​rbach

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08209 Auerbach

Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.

2. Thessalonicher 3,5

Wie das so ist: Ich möchte den Tag bewusst damit beginnen die Losung und den Bibeltext zu lesen und zu beten, da klingelt das Telefon…! Es geht um einen Termin und schon hab ich den Computer an und schaue in den Kalender. Ja und wenn der schon mal an ist, check ich auch gleich noch die Emails und die Nachrichten. Manchmal ist es gar nicht so
einfach, sich auf die „Liebe Gottes“ und die „Geduld Christi“ zu konzentrieren. Es gibt so viele Dinge, die mich ablenken.
Solange es sich nur um einen Anruf, eine SMS, eine Mail oder einen wichtigen Termin handelt, mag das alles nicht so dramatisch sein. Ganz anders die Situation der Christen in Thessaloniki.
Der Apostel Paulus schreibt einen Brief, denn er ist in Sorge. Werden die Thessalonicher dem zunehmenden Druck von außen standhalten? Viel
zu viel Zeit ist vergangen. Angst und Schrecken machen sich breit. Die bedrängende Frage ist, wann Jesus endlich wiederkommt! Manch einer verliert die Geduld… andere verlieren den Mut… wieder andere stehen sogar in der Gefahr, den Glauben an den Nagel zu hängen. Vor diesem Hintergrund schreibt der Apostel: „Der HERR lenke eure Herzen auf die Liebe zu Gott und auf das geduldige Warten auf Christus hin“. Wie kann das gelingen? Indem man das Handy und den Computer ausschaltet? Sicherlich brauchen wir Ruhephasen und zu bestimmten Zeiten auch
einen geschützten Raum. Dafür kann ich sorgen. Es ist an mir, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der HERR mich erreichen und verändern kann. Doch eins muss klar sein: Ich kann nur die Voraussetzungen schaffen. Alles andere wirkt der HERR selbst – sein Geist in mir. Deshalb bittet Paulus ja auch: „Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes…“ Es ist die Liebe, mit der Christus mich geliebt hat, die mich liebenswürdig macht. Ich kann glauben, dass mein HERR und Gott mich so liebt, wie ich bin – so lieblos, so unausstehlich, so hartherzig, so ungeduldig, wie ich manchmal bin.

Indem ich mich auf die Liebe Jesu ausrichten lasse, sehe ich die Welt mit anderen Augen. Ich kann die Welt nicht retten, das sehe ich ein. Ich sehe aber die Not, die Ungerechtigkeit, die Herzlosigkeit um mich herum. Das alles ist manchmal schwer zu ertragen. Doch indem ich mein Herz auf Christus ausrichte, wird mir bewusst, was mein HERR bereit war, zu ertragen. Sein Leiden und Sterben weckt in mir neue Kraft. Ich gewinne neuen Mut, mich den Anforderungen des Alltags zu stellen. Dabei hilft mir dann auch der Gedanke, dass Christus einmal wiederkommen wird, um endgültig für Gerechtigkeit zu sorgen.

Diese Hoffnung gibt mir die nötige Kraft und den Mut nicht aufzugeben, weiterhin zu hoffen und zu beten – für Menschen, die die Liebe Gottes so nötig haben… für Menschen, die in Not sind, die zweifeln oder die es schon aufgegeben haben, auf das gnädige Eingreifen Gottes zu warten. Darüber hinaus muss ich zwangsläufig auch an Christen in Indien, Syrien, Ägypten, Nigeria oder Nordkorea denken, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden. Wie mag es ihnen wohl gelingen, ihre Herzen und Sinne auf Christus hin zu lenken?!
Doch schließlich bin ich wieder bei mir selbst. Ich muss sehen, dass ich mich nicht ablenken lasse. Denn Veränderung beginnt in mir – in meinem Herzen.
Nun beginnt so langsam die dunkle und kalte Jahreszeit. Lasst euch einladen, liebe Geschwister und Freunde, diese Zeit zu nutzen, um einmal zu überprüfen, was euch ablenkt, was eure Aufmerksamkeit fordert, über das nötige Maß hinaus. Wo steht ihr gerade und wo ist Gott? Stimmt die Richtung noch, oder solltet ihr lieber nochmal ein Stück zurück, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen?

Ich wünsche uns allen, dass wir zur Ruhe kommen und unsere Herzen von IHM neu ausrichten lassen auf seine Liebe und auf das geduldige Warten auf Christus.

Gerhard Künzel