Bezirk Aue​rbach

Rathenaustraße 5
08209 Auerbach

„Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“

(Jeremia 31,3)


"Mama, Papa, ich hab euch lieb!" Das hören Eltern besonders gerne, wenn sich ihre Kinder vertrauensvoll an sie herankuscheln. Doch manchmal ist das auch anders. Da ist man dann plötzlich ziemlich doof und uncool, vor allem dann, wenn die komischen Eltern darauf beharren, dass die eine oder andere Aufgabe zu erledigen ist oder wenn mal dem Willen des Nachwuchses nicht entsprochen werden kann. Bei kleineren Kindern verziehen sich die dunklen Wolken meist schnell wieder. Doch je älter die Kinder werden umso schwieriger wird manchmal die Situation und aus dem: "Ich hab dich lieb!" wird Ablehnung.

Ist das mit der Liebesbeziehung zwischen Gott und uns Menschen auch so? Gott hatte sich aus lauter Liebe ein Volk erwählt. Er hatte mit diesem Volk einen Bund geschlossen, einen heiligen Bund. Doch sein Volk hatte diesen Bund immer wieder gebrochen. Die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk entsprach schon lange nicht mehr dem Bild, das der Schöpfer sich vorstellte. „Ich bin der HERR, dein Gott ... Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ So lautet die Formel, mit der Gott die Liebesbeziehung zu seinem Volk begründet. Aber die Israeliten waren gerade an dieser Formel immer wieder schuldig geworden. Immer wieder hatte Gott sie gemahnt und aufgefordert, sich von den fremden Göttern, den Göttern der anderen Völker, abzuwenden. Nichts, aber auch gar nichts nutzten die Mahnungen Gottes. Die Israeliten wandten sich nicht nur von ihrem Gott ab und fremden Göttern zu, sie traten sein Wort auch mit Füßen und lebten so, als gäbe es die Gebote Gottes nicht. Immer wieder bittet Gott: "Kehrt doch um, besinnt euch auf den Bund, den ich mit euch geschlossen habe. Kommt doch wieder zurück, ich liebe euch doch!" Doch alles Rufen Gottes bleibt ungehört. So lässt Gott sein geliebtes Volk schließlich schweren Herzens ziehen, obwohl er weiß, dass ihr Weg ins Verderben führt. Ja, mehr noch, wir trauen uns das gar nicht laut auszusprechen: Er führt sie geradenwegs ins Verderben hinein. Kann Gott so grausam sein und seine geliebten Geschöpfe in Katastrophen gehen zu lassen, ja, sie sogar hineinzuführen? Ja, er kann! Das Bild, das wir so gerne mit dem "lieben" Gott verbinden, entspricht nur bedingt dem Wesen Gottes. Denn wir haben nicht nur den "lieben" Gott, sondern einen "liebenden" Gott. Und dieser Liebende versucht seine Geliebten, die von ihm weggegangen sind, die sich von ihm abgewandt haben wieder zu erreichen, denn er weiß: Der Weg, den sie gehen, der Weg von ihm weg, führt sie ins Verderben. Und so tut Gott das Gleiche wie Eltern die mit ansehene müssen, wie ihre Kinder Wege gehen, die sie unausweichlich ins Verderben führen. Eltern, die ihre Kinder wirklich lieben, versuchen auch mit allen Mitteln, ihre Kinder von solchen Wegen abzubringen. Zuerst mit gut Zureden, mit dem Aufzeigen der Konsequenzen, später mit Verboten und wenn alles nichts bringt, evtl. sogar, schweren Herzens, mit Hilfe von Außen, evtl. der Polizei.

Warum handeln Eltern so? Weil si ihre Kinder lieben! Das ist die große Überschrift. "Weil ich dich liebe, muss ich jetzt so handeln." Bei Gott ist das ganz genau so und deshalb steht dieser Vers auch am Anfang. "Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte!"

Gottes Liebe hat bei allem Ernst immer nurein Ziel: Sie will verirrte Menschen zurückgewinnen. Sie will auch da, wo sie Gericht androhen muss, nur Eines: die Umkehr und Rückkehr zu Gott. Denn er hat die Menschen je und je geliebt, darum rief und ruft er sie immer weider neu zurück auf seinen Weg. Weil Gottes Weg von Gnade und Gericht gesäumt ist, deshalb steht auch das Gericht im Dienst der Gnade.

Das war damals so und daran hat sich bis heute nichts geändert. Gott ist auch heute noch der Liebende Gott. Er wird immer wieder auch in unser Leben hineinsprechen, um uns zurückzuholen, weg von den Wegen, die ins Verderben führen, zurück auf den Weg mit ihm.

Lassen wir ihn nicht länger warten, denn Gott sagt auch heute zu uns: "Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte!"

In diesem Sinn wünsche ich ihnen offene Ohren und Herzen.

Gerhard Künzel