Bezirk Aue​rbach

Rathenaustraße 5
08209 Auerbach

Vier Kerzen im Fenster

Es war der Abend des vierten Adventssonntags. Vier Kerzen branntenim Fenster, es war ganz still. So still, dass man hören konnte, wie die Kerzen zu reden begannen. Die erste Kerze seufzte und sagte: „Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht.“ Ihr Licht wurde immer kleiner und erlosch schließlich bei einem Luftzug, der plötzlich scharf durch die Ritzen des Fensters drang. Die zweite Kerze flackerte und sagte: „Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne.“ Der kalte Luftzug erfasste auch die zweite Kerze. Die Flamme ging aus. Leise und traurig meldete sich die dritte Kerze zu Wort: „Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen drängen mich an den Rand. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieben könnten.“ Und mit einem letzten Aufflackern war auch ihr Licht ausgelöscht. Da betraten zwei Kinder den Raum und sahen die Kerzen im Fenster. Das kleinere Kind sagte traurig: „Aber ihr sollt doch alle brennen! Es ist doch Advent, schon fast Weihnachten!“ Fast fing es zu weinen an. Da meldete sich die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: „Habt keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heiße Hoffnung.“ Das ältere Kind hielt ein Streichholz in die Flamme, nahm das Licht von dieser Kerze und zündete die anderen wieder an.

nach einer überlieferten Geschichte