Unzählige Blicke begegnen mir Tag für Tag: freundliche und aufmunternde, vielleicht auch abschätzige und kalte. Manchen Blicken weiche ich aus, ducke mich weg. In anderen sonne ich mich. Manchmal verfängt sich mein Blick im Gestern, und ich wollte doch eigentlich hinter mir lassen, was war. Manchmal sehe ich die Herausforderungen von morgen und habe nicht den Mut, das Neue zu wagen. Manchmal übersehe ich die, die meine Aufmerksamkeit brauchen, und wollte doch eigentlich genau hinschauen. Aber Du, Gott, siehst mir ins Herz. Du siehst mich und all die anderen. Du siehst selbst die, die vergessen sind. Dein Blick reicht hinein in den hintersten Winkel. Gott, wie gelingt es dir nur, mich auf so unvergleichliche Weise anzusehen? Dein Blick durchschaut mich und ist zugleich freundlich. Ich kann nichts verstecken und muss es auch nicht. Weil mein Leben in Deinem Blick geborgen ist. Dein Blick verändert alles. Auch mich. Ich kann loslassen, was war, und wagen, was kommt. Ich kann mich und diese Welt mit deinen Augen sehen: mit Augen einer Liebe, die größer ist als alles, was ich mir vorstellen kann.
Cornelius Kuttler